FPIES – Was du über diese seltene Unverträglichkeit wissen musst

FPIES-Darm-Baby

Manchmal ist es wie verhext: Ein Baby, das bis gestern Milch oder Haferbrei gut vertragen hat, reagiert plötzlich mit heftigem Erbrechen, Durchfall und Schlappheit. Die Diagnose? Oft ein Rätsel – besonders wenn alle Allergietests negativ sind. Doch genau hier lohnt es sich, FPIES auf dem Radar zu haben. 

Was ist FPIES überhaupt? 

FPIES steht für Food Protein-Induced Enterocolitis Syndrome – eine seltene, nicht-IgE-vermittelte Unverträglichkeit, bei der der Darm überempfindlich auf bestimmte Nahrungsproteine reagiert. Es handelt sich dabei nicht um eine klassische Allergie, sondern um eine entzündliche Reaktion des Darms, die meist Säuglinge und Kleinkinder betrifft. 

Die häufigsten Auslöser: 

  • Kuhmilch (mit Abstand der häufigste Trigger) 
  • Ei 
  • Fisch 
  • Geflügel 
  • Reis (v.a. in den USA) 
  • Hafer 
  • Süßkartoffeln 

Bei uns sehe ich in der Praxis vor allem Reaktionen auf Milch, Ei und Geflügel – oft nur auf ein oder zwei Lebensmittel beschränkt. 

Wenn aus Nahrung plötzlich Gefahr wird 

Akute FPIES-Reaktion: 

Die Symptome setzen verzögert ein – meist 2 bis 6 Stunden nach dem Verzehr

  • Plötzliches, heftiges Erbrechen 
  • Wässriger Durchfall, oft mit Schleim oder Blut 
  • Blässe, Schwäche, Lethargie 
  • Flüssigkeitsverlust bis zur Dehydrierung 
  • In schweren Fällen: Kreislaufzusammenbruch, Schock 

Chronische FPIES: 

Wird das auslösende Lebensmittel regelmäßig gegessen, können sich schleichende Symptome entwickeln: 

  • Anhaltender Durchfall 
  • Gedeihstörungen 
  • Bauchschmerzen 
  • Eisenmangel 
  • Mangelernährung 

Ein Fall aus meiner Praxis 

Eine Mutter kam mit ihrem 8 Monate alten Sohn zu mir: „Er verträgt plötzlich gar nichts mehr!“ Jede Milchmahlzeit endete mit stundenlangem Erbrechen. Allergietests? Alle unauffällig. Nach genauer Anamnese zeigte sich: Die Symptome traten regelmäßig 2–4 Stunden nach dem Trinken auf. Der Verdacht: FPIES. 

Nach einer konsequenten Eliminationsdiät und sorgfältiger Wiedereinführung geht es dem Kind heute wunderbar – und die ganze Familie kann wieder entspannt essen. 

Warum FPIES so schwer erkannt wird 

FPIES ist tückisch – denn: 

  • Allergietests sind negativ (kein Nachweis von IgE-Antikörpern) 
  • Symptome sind zeitverzögert – es fehlt die typische „Sofortreaktion“ 
  • Beschwerden wirken unspezifisch und werden häufig anderen Ursachen zugeschrieben 

Die richtige Diagnose braucht: 

  • Ein ausführliches Symptom- und Ernährungstagebuch 
  • Eine konsequente Eliminationsdiät 
  • Eine kontrollierte Wiedereinführung unter ärztlicher Aufsicht 
  • Optional: ein Atopy Patch Test 

In meiner Ausbildung zum Darmgesundheitscoach lege ich großen Wert auf differenzierte Anamnesetechniken – denn sie sind oft der Schlüssel zur richtigen Diagnose.

Was tun bei FPIES? 

Akut: 

  • Auslöser sofort absetzen 
  • Bei Erbrechen: Flüssigkeitshaushalt stabilisieren 
  • Notarzt rufen, wenn Kreislaufsymptome auftreten 
  • In schweren Fällen können auch bestimmte Medikament helfen 

Langfristig: 

  1. Strikte Elimination – auch kleinste Mengen müssen vermieden werden 
  1. Ernährung individuell anpassen – Muttermilch kann oft gegeben werden, alternativ Spezialnahrung 
  1. Mangelversorgung vermeiden – auf Eisen, Zink, Eiweiß, Omega-3 etc. achten 
  1. Sehr vorsichtige Wiedereinführung  – mit ärztlicher Begleitung 

Die Rolle des Darms bei FPIES 

Als Darmgesundheitsexpertin sehe ich FPIES als Teil einer gestörten oralen Toleranzentwicklung, beeinflusst durch: 

  • Eine unreife Darmschleimhaut 
  • Eine veränderte Mikrobiota 
  • Eine überaktive Entzündungskaskade (Th2-Typ) 

Was den Darm zusätzlich stärken kann: 

  • Probiotika – besonders Bifido- und Lactobacillus-Stämme  
  • Präbiotika – altersgerechte Ballaststoffe 
  • Darmschleimhaut-Nährstoffe – wie L-Glutamin, Zink und Omega-3 (kindgerecht dosiert) 

Diese Maßnahmen ersetzen keine Elimination, können aber die Regeneration fördern

Wie entwickelt sich FPIES? 

Die gute Nachricht: FPIES wächst sich bei den meisten Kindern aus. 

  • Milch-FPIES: ~90 % symptomfrei bis zum 3. Lebensjahr 
  • Ei-FPIES: Toleranz meist bis zum 4. Lebensjahr 
  • Getreide-FPIES: oft noch früher überwunden 
  • Fisch/Geflügel: können etwas länger persistieren 

Geduld ist hier entscheidend. Ein zu früher Wiedereinführungsversuch kann Rückfälle auslösen. 

FPIES oder doch was anderes? 

 FPIES Klassische Allergie Laktoseintoleranz Zöliakie 
Typ Nicht-IgE-vermittelt IgE-vermittelt Enzymmangel Autoimmunreaktion 
Reaktion verzögert (2–6 h) sofort (Minuten) direkt nach Verzehr verzögert 
Symptome Erbrechen, Durchfall Haut, Atemwege, Erbrechen, Durchfall etc. Blähungen, Durchfall Bauschmerzen Durchfall, Müdigkeit, Eisenmangel, Bauchschmerzen 
Testbar? nein ja ja ja 
Dauer meist temporär oft lebenslang oft lebenslang Gilt als unheilbar 

Fazit: FPIES erkennen – Leben erleichtern 

FPIES ist selten – aber real. Wenn scheinbar harmlose Lebensmittel plötzlich zu starken Symptomen führen, lohnt sich ein genauer Blick. Eine gute Anamnese, Geduld und das Wissen um die richtige Therapie können viel Leid verhindern. 

Möchtest du lernen, wie komplexe Darmreaktionen sicher erkennst und gezielte Empfehlungen geben kannst? 

Dann lade ich dich herzlich zu einem kostenfreien Erst1gespräch ein. Gemeinsam finden wir heraus, ob die Ausbildung zum Darmgesundheitscoach der nächste Schritt für dich ist. 

Ich begleite dich auf dieser Reise zu einer besseren Darmgesundheit.

Darmexpertin Sabina-Empl-Portrait
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